Wie gelangt ein promovierter Umweltphysiker ins Weltall? “Eine klassische Ausbildung dafür gibt es nicht”, erklärte Gerhard Thiele, “aber mit meinem Doktortitel in einem MINT-Fach und der medizinisch-psychologischen Eignung erfüllte ich schon zwei wichtige Bewerbungskriterien.”
Der deutsche Astronaut referierte am 18. März 2015 auf der Jahresmitgliederversammlung des Unternehmerverbandes Südhessen nicht nur anschaulich zu aktuellen Entwicklungen in der internationalen Raumfahrt, sondern berichtete auch von seiner eigenen erfolgreichen “Mission Weltall”.Mit dem Shuttle “Endeavour” startete er am 11. Februar 2000 gemeinsam mit fünf weiteren Astronauten zur Vermessung der Erdoberfläche mittels Radar aus einer Höhe von 235 Kilometern. Nach elf Tagen im Weltall kehrt die Crew zur Erde zurück.
Anschließend arbeitete Thiele als “Capsule Communicator” für die amerikanische Weltraumagentur NASA in Houston. Nach weiteren Stationen in Köln, Wien und Darmstadt arbeitet er heute für die europäische Weltraumagentur ESA in Noordwijk in den Niederlanden.
“Was treibt den Menschen an, in den Weltraum vorzustoßen und damit eine scheinbar unüberwindliche Grenze, auch in vielen Köpfen, zu überschreiten”, fragte Thiele. Für ihn ist die bemannte Raumfahrt eine natürliche Konsequenz aus dem Forscherdrang und dem Abenteuergeist des Menschen.Ein ausgewogenes Urteil zur Raumfahrt sei jedoch erst durch die Betrachtung utilitärer, also auf einen direkten Nutzen ausgerichteten Ziele, und visionärer Fernziele möglich.
Mehr als ein halbes Jahrhundert nach dem ersten Flug von Juri Gagarin leben inzwischen Astronauten aus verschiedenen Ländern monatelang gemeinsam auf der Internationalen Raumstation ISS und führen dort Tag und Nacht umfangreiche wissenschaftliche Versuche im Dienste der Menschheit durch.
Kurzvita Gerhard Thiele:Gerhard Thiele wurde 1953 in Heidenheim-Brenz, Baden-Württemberg, geboren. Er studierte Physik und Astronomie in München und Heidelberg, wo er auch in Umweltphysik promovierte. Anschließend forschte er zwei Jahre lang an der Princeton University über die Zirkulation der Ozeane. Von 1998 bis 2005 war Gerhard Thiele Mitglied des ESA-Astronautenkorps. Als Missionsspezialist nahm er im Jahr 2000 an der “Shuttle-Radar-Topographie-Mission” der Raumfähre Endeavour teil. Im August 2005 ließ er seinen aktiven Flugdienst ruhen und wurde Leiter des Europäischen Astronautenteams. Seit 2013 ist Thiele Leiter des ESA-Büros für bemannte Raumfahrt und Flugbetrieb.
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