Es gibt verschiedene Möglichkeiten, wie man sich entspannen kann oder was man tut, wenn man mit Freunden zusammentrifft. Eine kleine AG in unserer Partei hat sich einer dieser Optionen gewidmet und trifft sich im Umfeld von Parteitagen oder anderen Veranstaltungen zu ein paar Gläsern gutem Whisky, oder genauer: Single Malt. Die Erfahrung zeigt, dass sich bei solchen Treffen eine entspannte Atmosphäre einstellt, in der man gut miteinander über alles mögliche reden kann. Man hat ja eine gemeinsame Basis, den Single Malt, und ist ungestört.
Ein Beitrag aus der AG Single Malt
Mit der Ungestörtheit ist es bei solchen Gelegenheiten bald vorbei, wenn es nach einem der größten Player im Spirituosengeschäft geht. Diageo, Betreiber von 27 schottischen Brennereien, ist eine Kooperation mit der Firma ThinFilm eingegangen, um Whiskyflaschen mit NFC-Smart-Labels auszurüsten. Zunächst sollen Flaschen der Marke Johnnie Walker Blue Label damit ausgestattet werden. Damit wird jede einzelne Flasche eindeutig identifizierbar und das Label kann auch erkennen, ob die Flasche geöffnet wurde.
In der Logistikkette hat das durchaus Sinn, damit kann man die hochpreisige Ware leichter verfolgen und ihre Unversehrtheit überprüfen. Gänzlich unwitzig wird das aber beim Übergang zum Endkunden. Das fängt an der Kasse an. Wird mit einer Debit- oder Kreditkarte bezahlt, lässt sich die jeweilige Flasche direkt mit dem Käufer verknüpfen – ein Problem, das bei allen Waren besteht, die mit einem Smart-Label mit eindeutiger ID besteht.
Obwohl NFC (Near Field Communication) eigentlich nur für kurze Distanzen ausgelegt ist, kann ein NFC-Label mit einer entsprechenden Antenne auch über eine Distanz von mindestens einem Meter ausgelesen werden. Es ist also nicht sicher, dass das Label nach dem Verlassen des Ladens nicht bei beliebigen Gelegenheiten gelesen wird.
Die Vorstellung von Diageo ist, dass der Käufer das Label mit seinem Smartphone ausliest und damit seine Daten der Marketingabteilung ausliefert. Dabei erfährt der Hersteller auch gleich ob die Flasche schon offen ist, und kann entsprechend angepassten Spam schicken.
»Selber schuld« kann man an der Stelle natürlich denken und sagen: muss man ja nicht machen. Aber so eine Flasche ist ja nicht notwendigerweise in der ausschließlichen Kontrolle des Käufers. Die Flasche kann verschenkt werden, oder das Label kann auf einer Party von diversen Leuten ausgelesen werden. So entstehen schnell Metadaten, die tatsächliche oder vermeintliche Beziehungen zwischen Personen darstellen und Aufenthaltsort und -zeit verraten.
Diese Art Datensammelei gibt es dank Geheimdiensten und dreisten Social Networks ohnehin schon zu viel. Muss uns jetzt auch noch unsere Whiskyflasche überwachen? Demnächst dann auch noch mit Portionszähler und direkter Meldung der Trinkmenge an den Meistbietenden? Unschön, wenn dann die Krankenkasse mehr zahlt als die Marketingabteilung des Spirituosenherstellers und einen flexiblen Tarif einführt.
Wir von der AG Single Malt sind jedenfalls von diesem neuen Auswuchs der Datensammelei entsetzt. Whisky ist ein völlig undigitales Produkt und sollte es auch bleiben.
Piratenpartei Deutschland
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