Die Koordinierungsstelle Alphabetisierung (koalpha) informiert auf der Leipziger Buchmesse über funktionalen Analphabetismus. „Wir müssen das Thema aus der Tabuzone holen“, erklärte Kultusministerin Brunhild Kurth. Nicht lesen und schreiben zu können sei in der Bevölkerung immer noch mit Unwissen und Scham besetzt. Deswegen trauen sich viele Betroffene nicht, über ihre Probleme zu sprechen und bleiben mit ihren Nöten und Ängsten oft allein.
Die Mitarbeiterinnen von koalpha sind gemeinsam mit dem Bundesverband Alphabetisierung und Grundbildung e.V. in der Glashalle (Stand 06) zu finden. Hier erfahren Besucher alles über die regionalen Lernangebote. Eine multimediale Ausstellung der bundesweiten Kampagne „Lesen und Schreiben. Mein Schlüssel zur Welt“ trägt außerdem zum besseren Verständnis für die Situation der Menschen mit Schriftsprachproblemen bei. Im Mittelpunkt der Ausstellung stehen Betroffene, die eindrucksvoll zeigen, wie sie den Weg zur Schrift geschafft haben. Sie führen durch die Ausstellung und beantworten Fragen. Auch Lerner vom Alpha Team Muldental sind dabei und berichten über ihre Erfahrungen. Sie wollen Mut machen und zeigen, dass es nie zu spät ist, um mit dem Lesen und Schreiben zu beginnen.
Am Stand finden täglich um 12 Uhr offene Gespräche statt, in denen Lernende mit bekannten Autoren über Analphabetismus sprechen. Auch der Kinderbuchautor Tim-Thilo Fellmer, der selbst früher Probleme mit dem Lesen und Schreiben hatte, wird vor Ort sein. Ein weiterer Programmpunkt sind die Lesungen, die täglich um 16 Uhr stattfinden.
Neben den Angeboten an den Volkshochschulen und anderen anerkannten Weiterbildungseinrichtungen, die über die Weiterbildungsförderungsverordnung finanziell unterstützt werden, gibt es im Freistaat Sachsen seit vielen Jahren durch die EU und das Land geförderte Alphabetisierungskurse. „Mit den Alphabetisierungskursen wollen wir den Betroffenen die aktive Teilhabe am gesellschaftlichen Leben, am Arbeitsmarkt und den Zugang zu anspruchsvolleren beruflichen Tätigkeiten eröffnen“, so Kurth.
Der Freistaat Sachsen investiert von 2014 bis 2020 rund 15 Millionen Euro aus dem Europäischen Sozialfonds (ESF) und aus Landesmitteln für Alphabetisierungskurse mit sozialpädagogischer Betreuung und zur Finanzierung der Koordinierungsstelle. In den vergangenen sieben Jahren wurden Alphabetisierungskurse mit rund 15,9 Millionen Euro gefördert. An den Kursen nahmen insgesamt 3.247 Menschen teil.
koalpha arbeitet seit 2010 mit Standortbüros in Chemnitz, Dresden, Leipzig und Plauen. Die Mitarbeiterinnen sind unter 0800 3377100 zu erreichen und beraten gern zu Fragen des funktionalen Analphabetismus und zu Kursangeboten in Sachsen.
Koordinierungsstelle Alphabetisierung koalpha
c/o Fortbildungsakademie der Wirtschaft (FAW) gGmbH
Akademie Plauen
L.-F.-Schönherr-Straße 32 | 08523 Plauen
Projektkoordinatorin Ingrid Ficker,
03741 71940414, mobil: 0179 7003005
ingrid.ficker@koalpha.de
Weitere Informationen:
www.koalpha.de
www.alphabetisierung.de
www.mein-schluessel-zur–welt.de
Lesen und Schreiben zählen zu den bedeutendsten Kulturtechniken und sind für die gesellschaftliche Teilhabe und ein erfülltes Leben unentbehrlich. Aber rund 7,5 Millionen Menschen in Deutschland können laut der Studie Leo.Level-One aus dem Jahr 2011 nicht richtig lesen und schreiben. In Sachsen sind schätzungsweise 200.000 Menschen betroffen.
Diese so genannten „funktionalen Analphabeten“ beherrschen das Lesen und Schreiben nicht gut genug, um ganz alltägliche Situationen zu meistern. Undenkbar für sie, gleich im Amt ein Formular auszufüllen oder auf einen Elternbrief der Schule zu antworten. Häufig stolpern funktionale Analphabeten über Fallstricke, z. B. bei Verträgen oder Produktaufschriften, mit zum Teil weitreichenden Folgen. Die Betroffenen trauen sich oft nicht, über ihre Schwierigkeiten zu sprechen und bleiben mit ihren Nöten und Ängsten allein.
Mitteilungen Sächsische Staatskanzlei
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